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DSGVO

 

Jahreshauptversammlung am 23.02.1960 

Vorstand 1960 

1. Vorsitzender:            Reiner Vermillion

2. Vorsitzender:            Kurt Paepenmöller

Schriftführer:                Irmgard Bohle

Kassiererin:                  Erika Abel

 

Anfang des Jahres eröffnete der „Leineweberchor“ die Jahreshauptversammlung des „Sängerkreises Ravensberg“ mit einigen Liedern. Um auch anderen Chören der Region gerecht zu werden, sollte von nun an die Begrüßung in jedem Jahr ein anderer Chor übernehmen, erklärte der Vorsitzende des Sängerkreises.

Geprobt wurde gleich zu Anfang des Jahres für die zweite geplante Fahrt nach Wales zur „Musical Eisteddfod“. Trotzdem nahm der Chor die Gelegenheit war, die traditionellen Auftritte mit Bravour zu meistern.

01.05.1960: „Mai-Singen. Trotz der Vorbereitungen für die große Fahrt begrüßte der Chor den Mai zusammen mit dem Männerchor von 1922. Gesungen wurde wieder einmal auf der schönen Aussicht.

Nachmittags wanderten die Leineweber durch die Sieker Schweiz bis zum Stillen Frieden. Abschluß wurde im Cafe Bartling gemacht. Es wurde wieder gespielt und viel gesungen.

28.05.1960: Stiftungsfest in der Gaststätte Möller im Familienkreise. Gesang, Tanz, lustige Unterhaltungen und eine großartige Modenschau von überwiegend Herren in Damenbekleidung gab es. Der Abend verging viel zu schnell.

11.-12.06.1960: Kreissängertreffen in Bielefeld. In diesem Jahr wirkten die Leineweber nur beim Festkonzert in der Oetkerhalle mit. Eine kleine Generalprobe für die Fahrt nach Wales waren unter anderem folgende Lieder:

„Spazieren wollt ich reiten“ und „Es geht ein Wehen durch den Wald“. Beide Lieder sind von Brahms.

Außerdem verstärkte der Chor den Städt. Musikverein Gütersloh bei den Chören aus Richard Wagners „Meistersänger“ mit den Liedern „Wacht auf“ und „Ehret Eure deutschen Meister“. Der Erfolgt war so groß, dass im Herbst Schallplattenaufnahmen geplant wurden.

03.-11.07.1960: Die Fahrt nach Wales zur Internationalen Musikolympiade, der „International Musical Eisteddfod“ in Llangollen.

Zitate aus dem Bericht des Chorleiters Theodor Uhlich:

Nach einer verhältnismäßig kurzen Probenvorbereitungszeit konnten wir in diesem Jahr mit 37 Mitgliedern die Fahrt nach Llangollen unternehmen.

Erster Tag:

Am Sonntag, dem 03. Juli 1960 trafen sich die Englandfahrer um 18.00 Uhr in der Bahnhofshalle zur Abfahrt. Die Chormitglieder, die nicht mitfahren konnten, ließen es sich nicht nehmen, uns zum Zug zu begleiten und uns ein herzliches Toi, toi, toi zu wünschen. Zum Abschied von Bielefeld erklang in der Bahnhofshalle das Lied „O Musica“.

Im überfüllten Zug nach Köln schien uns anfangs das Glück nicht hold. Die reservierten Plätze waren nicht auffindbar und nach einem energischen Wort unseres 1. Vorsitzenden Reiner Vermillion tat die Bundesbahn ihr möglichstes. Nach kurzem Aufenthalt in Köln ging die Fahrt weiter nach Ostende. Inzwischen stellte sich Müdigkeit ein. Einige Fotos, die während dieser Fahrt gemacht wurden, geben Zeugnis von den nun beginnenden Strapazen der Reise. Allgemeines Erwachen war bei Sonnenschein kurz vor Dover. Die 3 ½ Stunden Überfahrt mit der Fähre hatten alle gut überstanden. Frau Uhlich hatte mit „Seekrankheitstabletten“ alle gut versorgt, so dass kam einer „in sich gehen“ musste.

Ca. 3 Stunden dauerte es, bis das letzte Chormitglied durch den Zoll war.

Von Dover ging es weiter mit dem Zug nach London. Dort kamen wir so zeitig an, dass wir so eben den Wechsel mit der U-Bahn vom Viktoria Bahnhof zum Paddington Bahnhof schafften, um dort in den Zug Richtung Ruabon/Llangollen einsteigen zu können. Die nächste große Zwischenstation war Birmingham. In Ruabon mussten wir noch einmal umsteigen, um nach Llangollen zu gelangen. Dort wurden wir von einem Komitee der Festspielleitung herzlich empfangen. In einem Teezelt gab es Erfrischungen. Ausländische Journalisten begannen sofort mit Interviews auf Herrn Uhlich einzustürmen. Anschließend ging es in die Quartiere. Wir wurden mit dem Bus in das 30km entfernte Rhos gefahren und in Gruppen in die Quartiere aufgeteilt.

Zweiter Tag:

Wir hatten Glück, dass wir an dem Dienstag noch nicht in irgend einem Wettbewerb singen mussten. So konnten wir uns erst einmal akklimatisieren. Wir fuhren morgens auf den Festplatz nach Llangollen und tasteten die Atmosphäre ab. Am Nachmittag bat uns ein Herr der „British Broadcasting Corporation“ (BBC) zum Aufnahmezelt des Rundfunks zu kommen, um einige Lieder von uns aufzunehmen. Der BBC hatte zwei große Zelte stationiert. In einem arbeitete die Television und im anderen der Rundfunk. Im Zelt angekommen, waren schon zwei ausländische Chöre bei der Aufnahme. Man hatte vor, für das Light-Programm eine volkstümliche Sendung zu bringen. Der in Llangollen und wie es sich herausstellte auch in den skandinavischen Ländern so beliebte Song „Mein Vater war ein Wandersmann“ sollte von allen drei Chören zu Gehör gebracht werden, wobei alle drei Chöre die erste Strophe, ein jeder in seiner landeseigenen Sprache sang. Anschließend gab es ein Interview über unseren Chor und unsere Heimat. Die Dolmetscherin half uns dabei, so dass Herr Uhlich nur ein klassisches „Thank you“ sagen brauchte. Wir sangen das Lied von Leo Hassler „Tanzen und Springen“. Als zweites wünschte man ein typisches deutsches getragenes Volkslied. Wir sangen „O du stille Zeit“. Die Sendung wurde abends um 22.45 Uhr über den Rundfunk übertragen. Wir konnten sie leider nicht hören, da wir erst später in unseren Quartieren eintrafen.

Dritter Tag:

Früh um 9.00 Uhr begann der Volkslieder-Wettbewerb. Wir fuhren frühzeitig mit dem Bus nach Llangollen. Das Wetter war diesig, die Luft feucht und unsere Stimmen schienen eingerostet. Ein kurzes, vorsichtiges Einsingen in einem der Zelte war die einzige Möglichkeit der Vorbereitung für dieses Singen auf der Bühne. Wir kamen als dritter Chor an die Reihe und sangen zwei Chöre:

„Kommt mit zum hellen Maienschein“, eine Komposition von Otto Jochum nach zwei Kanons des alten Meisters Caldera

von Herrmann Schein „Rundandinella“.

Wie sich bei der Beurteilung dann herausstellte, mag die erste Komposition in ihrem polyphonen Satz für die Ohren der Jury ein wenig spröde gewirkt haben und im Rahmen des volkstümlichen Singens schon zu kunstvoll. Das zweite Lied kam sehr gut an und hat bei der Kritik eine sehr gute Beurteilung bekommen. Um so mehr waren wir enttäuscht, nicht besser in diesem Wettstreit abgeschlossen zu haben. Wir brauchten aber nur eine sehr kurze Zeit, um uns wieder zu fangen.

Den Nachmittag benutzten wir dann zu einem schönen Spaziergang in die Berge, die das Städtchen Llangollen einschließen. In den frühen Abendstunden fuhren wir nach Rhos zurück. Dort wurde intensiv für die uns noch bevorstehenden Chöre geprobt. Diese Probe, wie auch die darauffolgenden am nächsten Tag, war für uns von großem Nutzen. Wir korrigierten den Gesamtklang und jede einzelne Stimme.

Vierter Tag:

Auch an diesem Tag hatten wir keine Verpflichtungen im Wettstreit und konnten uns teils durch Proben, teils durch Spaziergänge entspannend auf unsere Aufgaben für den kommenden Tag vorbereiten. Da das Mittagessen im Zelt in Llangollen eingenommen werden musste, fuhren wir gegen Mittag dort hin. Einige nahmen zuhörender Weise an dem Wettsingen der Frauenchöre im großen Zelt teil, andere spazierten auf der Festwiese, die durch die vielen Trachten der einzelnen Volkstanzgruppen aus den verschiedenen Ländern bunt und fröhlich wirkte. Man tauschte Bekanntschaften aus, man fotografierte die farbenprächtigen Gruppen, wobei unser Leineweber, von Herbert König zur Schau gestellt, für die ausländischen Gäste ein gern gewähltes Fotoobjekt darstellte. Unsere Bilder erschienen im Lauf der Woche in einigen englischen Zeitungen. Ein Funkbild wurde sogar an eine Bielefelder Zeitung übermittelt. Dieses Bild erschein in einer Ausgabe gleich groß auf der ersten Seite.

Am Nachmittag fuhren wir mit einem von unserem 1. Vorsitzenden bestellten Bus in die Umgebung von Llangollen. Ziel war der „Horseshoe-Pass“, auf den eine imponierende Serpentinenstraße führt. Dort lernten wir das Hochland von Wales kennen. Wir erkletterten den höchsten Berg, auf dem der BBC eine Ausstrahlungsantenne angelegt hatte und konnten sehr weit in das wunderschöne Land blicken.

An diesem Tag kehrten wir verhältnismäßig früh in unsere Quartiere zurück, da der darauf folgende viel Kraft und Einsatz von uns fordern sollte.

Fünfter Tag:

Freitag. Dieser Tag war dem Wettsingen für die gemischten Chöre gewidmet. Es waren 24 Chöre im Programm vorgesehen. Hier einige Länder, die durch ihre Chöre vertreten wurden: England, Spanien, Italien, Malta, Sardinien, Ungarn, Schweden, USA, Österreich, Portugal und natürlich Deutschland.

Unser Chor stand an 14. Stelle des Wettbewerbs. Pflichtlieder waren u.a. a) „Exultate Deo“ von Alessandro Scarlatti und b) „O Musica“ von Paul Peuerl. Als freier Chor hatten wir ein Lied von Johannes Brahms gewählt: „Es geht ein Wehen“. Während wir bei dem ersten Lied die Konkurrenz der Italiener und Spanier begreiflicherweise fürchteten, glaubten wir bei dem zweiten Lied gut abzuschneiden, weil uns diese Musik stilistisch wie auch anlagemäßig wohl vertraut ist.

Die Praxis bei der Beurteilung sah aber ganz anders aus. Während wir für „Exultate Deo“ punktzahlmäßig den zweiten Platz unter allen Chören belegten, kamen wir mit unserm deutschen „O Musica“ auf einen nicht so guten Platz. Interessant war für uns die Verschiedenartigkeit, in der die zwei Pflichtchöre in Stil, Tempo und Auffassung von jedem der dort vortragenden Chöre gesungen wurde. Das Gesamtniveau des gemischten Chorwettbewerbs war ein außerordentlich hohes. Mittelmäßigkeit war überhaupt nicht vertreten. Das Singen aller unserer Chöre in allen Veranstaltungen war äußerst korrekt und von Fehlern, die vermeidbar wären, frei.

Bei diesem Singen erhielten wir den 12. Platz. Italien, Spanien und ein zahlenmäßig kleiner schwedischer Chor sicherten sich die drei Preise.

Anzumerken wäre noch: Ein weiterer gemischter Chor, ein Kammerchor aus Bützen vertrat auf dem Papier die Deutschen aus der Ostzone. Er sang in slawischer Sprache und rein slawisches Liedgut. Es war ein Berufschor, der unter propagandistischen Vorzeichen sich auf einer Konzertreise in England befand. Man musste mit Bedauern feststellen, dass ein echter menschlicher Kontakt nicht herzustellen war.

 Wir konnten nach diesem Wettsingen nicht groß entspannen, denn wir mussten uns gleich danach auf unser Auftreten im großen Abendkonzert vorbereiten. Herr Uhlich wurde vom BBC gebeten, unsere Darbietung für eine Direktübertragung des Rundfunks freizugeben. Honoriert wurden wir nicht. Die Mittel wurden vom BBC und der Festleitung zur Verfügung gestellt, die unseren Aufenthalt und die Kosten der Fahrt von London und zurück finanzierte.

Zu diesem Abendkonzert erschienen als Ehrengast Außenminister Selvin Lloyd als Protektor der Festspiele. Er hielt im Verlaufe des Konzertes eine Ansprache und wies auf die völkerverbindende und sich verständigende Begegnung hin, deren tiefer Sinn Llangollen schließlich ist.

Bei den Abendkonzerten hatte unser Chor einen sehr guten Erfolg. Das Publikum nahm unsere Vorträge sehr gut auf, obgleich wir Bedenken hatten. Denn ein großer ungarischer Chor – ca. 120 Mann – sang vor uns ein großes symphonisches Chorwerk von Kodaly. Der Gegensatz, den unsere durchsichtigen, rein klingenden Madrigale brachten, verfehlte seine Wirkung nicht.

Bei unseren Wirtsleuten in Rhos spät abends angekommen, wurden wir wie immer mit guten Speisen und Getränken verwöhnt. Es sei an dieser Stelle einmal erwähnt, dass die Gastfreundschaft in Wales einmalig ist. Die Bereitschaft, anderen Menschen eine Freude zu bereiten und einen schlichten, menschlichen Kontakt herzustellen, trifft auf die Bevölkerung von Wales zu. Die Erinnerung an diese Gastfreundschaft wird jedem Teilnehmern dieser Fahrt ein großes Erlebnis bleiben.

Sechster Tag:

Sonnabend. Nun war für uns das Singen beim „Internationalen Musical Eisteddfod“ in Llangollen beendet. Wir hatten einen freien Tag ganz zu unserer Verfügung. So mieteten wir einen Bus zu einer Sonderfahrt zur Küste an die irische See. Die Fahrtroute war so gewählt, dass wir die schönsten Täler des Landes sehen konnten. Das Wetter war herrlich, wenn auch für das Schwimmen im Meer ein wenig zu kühl. Die Rückfahrt führte durch herrliches Hügelland zurück nach Llangollen, etwas später in unsere Quartiere. Dort angekommen, wurde die Bevölkerung von Rhos eingeladen, sich in einem Gemeindesaal einer der vielen Kirchen zusammenzufinden. Wir wollten unseren Gastgebern durch ein kleines Chorkonzert unseren Dank abstatten. Wir waren zwar müde, aber als wir auf der Bühne standen, waren wir mit ganzem Herzen beim Singen. Unsere Lieder gingen auf die Zuhörer unmittelbar über. Wir hatten ein dankbares und sehr begeistertes Publikum. Herr Uhlich hielt eine kleine Ansprache auf englisch. Fehlende Vokabeln wurden durch Zuruf von den Chormitgliedern ergänzt. Man dankte auch uns für unser spontanes Konzert und sammelte noch Geld für unser Singen. Eine reizende Geste, die uns förmlich beschämte. Wir erlebten den letzen Abend bei unseren Quartiergebern – jeder im Chor erhielt von seinen Gastgebern irgend ein Souvenir. Man trennte sich gar nicht so gern.

Siebenter Tag:

Sonntag. Um 9.00 Uhr war Abfahrt mit einem Sonderzug von Ruabon aus. Dieser Zug wurde eignes für die Chöre eingesetzt, die wieder heimfahren mussten. Auf dieser Fahrt hörte man in allen Abteilen Gesang in allen Sprachen.

Mittags um 14.30 Uhr kamen wir in London am Paddington Bahnhof an. Dort löste sich der Chor zwanglos in Gruppen auf. Wir hatten bis abends 22.30 Uhr Zeit, die Weltstadt London anzusehen. Die Zeit, von London einen größeren Überblick zu bekommen, war zu kurz. Aber allein, einmal auf der Westminster Bridge gestanden zu haben und von der Themse einen Blick über das Bild dieser großen Stadt bekommen zu haben, lohnte diesen Spaziergang. Wir trafen uns zur Abfahrt des Zuges am Viktoria Bahnhof, um nach Dover zu gelangen. Die Zollabfertigung ging im Gegensatz zur Hinfahrt sehr zügig. Wir bestiegen das Fährschiff, welches uns nach Ostende brachte. Die Fahrt von Ostende nach Köln verlief auch ohne Zwischenfälle. In Aachen interessierte sich der deutsche Zoll für unsere aus England mitgebrachten Reichtümer. Wir waren nun schon gute 30 Stunden unterwegs und kamen zwar müde, aber mit fröhlichem Herzen in unserer Heimatstadt Bielefeld an. Wir wurden von der Bielefelder Presse am Bahnsteig empfangen. Die Fotos erschienen am nächsten Tag in den Tageszeitungen.

Eine Woche lang war der „Leineweberchor“ auf Fahrt unterwegs. Es war ein äußerst harmonisches Zusammensein der Chormitglieder untereinander. Dank einer guten Organisation von Seiten des 1. Vorsitzenden Reiner Vermillion war das Reisen in einem fremden Land keine Schwierigkeit.

Der Chor hat beim „International Musical Eisteddfod“ in Llangollen gut gesungen und die Belange des Deutschtums im Ausland würdig vertreten.

Ende des Zitats.

Die Fahrtteilnehmer waren:

Sopran: Margitta Lehmann, Ute Mattke, Irmgard Bendlin, Renate Oberhokamp, Edith König, Sieglinde Beyer, Christine Grun, Annelies Landwehr, Hannelore Wölm, Helga Lenzen, Waltraud Götz, Käthe Dietrich und Irmgard Schlüter.

Alt: Edeltraud Vogt, Irma Vogt, Lotti Paepenmöller, Brigitte König, Christa Kahmann, Ruth Meyer, Gertrud Möller und Erika Abel.

Tenor: Reiner Vermillion, Kurt Paepenmöller, Hartmut Rexhausen, Günter Fröhmelt und Werner Grunewald.

Bass: Jochen Vogt, Kurt Boguschewski, Alfons Bender, Günther Landwehr, Ernst-Reiner Fust, Rolf Schlüter, Hans Adank und Klaus Köchel.

Kostüm des Leinewebers:              Herbert König

Betreuung der Chormitglieder:         Ursula Uhlich

Chorleiter:                                          Theodor Uhlich

Ende der Zitate.

Die England-Fahrt lag nun hinter dem Chor, aber an ausruhen war nicht zu denken. Für 1961 wurde ein großes Konzert in der Oetkerhalle geplant. Zunächst aber waren einige Sonderproben für eine Schallplattenproduktion zusammen mit dem Musikverein Gütersloh fällig. Diese Produktion war zwar sehr anstrengend, aber auch sehr interessant.

 

Der Familienausflug, der ja nun schon Tradition war, fiel buchstäblich ins Wasser.

Eine Weihnachtsfeier wurde durchgeführt bei dem „Verband der Kriegsbeschädigten, Ortsgruppe Schildesche“. Sehr gern waren die Leineweber dem Ruf gefolgt, die Feier zu verschönen, was ihnen auch gelungen ist, wie immer wieder bestätigt wurde.

Das Weihnachtskonzert musste man ausfallen lassen. Man musste sich auf das große Konzert in der Oetkerhalle vorbereiten, das am 04. Juni 1961 anläßlich des 15-jährigen Bestehens des Leineweber-Chores durchgeführt werden sollte. Daß dort viel geleistet werden musste, war allen Mitgliedern klar, denn zum ersten male seit Bestehen des Chores sang er allein. Also ohne Unterstützung eines anderen Chores. So ging das Jahr 1960 mit viel Arbeit zu Ende.

Zu erwähnen wäre noch, dass der Chor bei 3 Trauungen von Chormitgliedern sang. 6 kleine Leineweber-Kinder wurden geboren. Man sagte, wenn das jedes Jahr so weiterginge, brachte man um den Sängernachwuchs keine Sorgen zu haben.


Jahreshauptversammlung am 28.01.1961

Vorstand 1961

1. Vorsitzender:            Reiner Vermillion

2. Vorsitzender:            Kurt Paepenmöller

Schriftführer:                Irmgard Schlüter, geb. Bohle

Kassiererin:                  Erika Abel

Der „Bund der Kinderreichen“ lud den Leineweber-Chor ein, auf einer Veranstaltung in der Cecilienschule zu singen. Außer einem Referat des Stadtjugendpflegers Hirschauer wurde der Abend von dem Chor gestaltet.

Im März erkrankte Herr Uhlich plötzlich. Da es sehr wahrscheinlich war, dass es ein längeres Krankenlager wurde, verlegte der Chor sein geplantes Konzert in der Oetkerhalle auf den 17.09.1961. Dank der Initiative von Herrn Uhlich konnte der Chor Herrn Markwart gewinnen, vertretungsweise die Stelle des Dirigenten zu übernehmen. So war es doch wenigstens möglich, das „Mai-Singen“ mit dem Männerchor von 1922 am 01.05.1961 durchzuführen. Noch vor dem Konzert wurde Herrn Uhlich im Krankenhaus ein Ständchen gebracht. Ihm und den anderen Kranken zur Freude.

Das „Mai-Singen“ selbst fiel auch in diesem Jahr zu aller Zufriedenheit aus, wenn es auch eine Umstellung für den Chor war, unter einem anderen Dirigenten zu singen.

Am Nachmittag wanderten die Mitglieder des Chores über den Hasenpatt nach Vilsendorf, dann über die Felder nach Theesen, wo man den Tag in fröhlicher Gemeinschaft ausklingen ließ. Ganz Unentwegte sollen sogar anschließend noch im „Hainteich“ eingekehrt sein.

10.06.1961: 15-jähriges Bestehen des gemischten Chores „Die Leineweber“.

15 Jahre, eine lange Zeit. Fragt man aber die Mitbegründer, die noch heute aktiv sind, ist die Zeit wie im Flug vergangen.

Die Geburtstagsfeier fand im engsten Chorkreis im Blauen Saal des Sparrenburg-Restaurants statt. Zum gemeinsamen Abendessen versammelte man sich, um dann wohlgestärkt das Stiftungsfest zu feiern. Der festliche Teil bewies wieder einmal, dass es einige Solisten unter den Mitgliedern gab. Sei es auf der Flöte, im Gesang oder im Klavierspiel.

Gefreut haben sich alle Mitglieder, dass außer den aktiven Gründern auch zwei passive Gründer dabei waren. Nämlich Günter Abel und Karl Glasmacher. Alle Jubilare wurden zusammen geehrt. Auch drei 10-jährige bekamen ihre Silbernadel. Mit dem Lied „Die Himmel rühmen des ewigen Ehre“ dankte der Chor für die Treue zum Singen. Anschließend lockerte sich das Programm, das Tanzbein wurde geschwungen, verschiedene Wettkämpfe wurden ausgetragen, rundum, es war herrlich. Der Clou des Abends war ein Dia-Vortrag über die Köpfe des Chores; fotografiert auf Zeitungsausschnitten mit Begebenheiten aus aller Welt. Dieser Vortrag rief wahre Lachsalven hervor. Dieser Lacherfolg war der schönste Dank für den Hersteller dieser Fotomontagen.

Es gab noch Wettbewerbe im Apfel schälen, im Ballon aufblasen, Autorennen auf Stühlen mit Papierschnitzel in den Händen und Kleider entwerfen direkt am Körper. Eine Polonaise mit Lampions durch die Sparrenburg-Anlagen vergönnte noch einen schönen Blick über das erleuchtete Bielefeld. Sogleich musste man noch einige schöne Abendlieder singen. Ein paar Tänzchen noch und „O Du stille Zeit“ beschloß die Geburtstagsfeier. Jeder war den Organisatoren dieses Abends dankbar.

16.07.1961: An dem diesjährigen Familienausflug waren alle Beteiligten heiter und zufrieden, sogar das sehr wechselhafte Wetter konnte keinen verdrießen. Morgens um 9 Uhr führ der Bus ab zum Heideblümchen in Senne. Dort vergnügten sich die Kinder mit Spielen, Laufen und nach Büchsen werfen. Für die Gewinner der einzelnen Disziplinen – ob Kinder, ob Erwachsene – gab es einige nette Preise. Nach dem Mittagessen ertönte der Anpfiff für das Fußballspiel „Verheiratete : Ledige“. Durch ihr brilliantes und schnelles Spiel schossen die Ehemänner so manches Tor und rissen das Publikum zu wahren Lachsalven hin. Die Ledigen waren wohl etwas eingeschüchtert von dem ungeheuren Gegner, haben sich aber dann doch noch etwas gefangen. Anschließend spielte der Sopran gegen den Alt Völkerball und es muß gesagt werden, dass der Sopran so manchen Alt abschoß. Ein reizendes Bild bot das Eierlaufen des Vorstandes. Wir wollen hier an dieser Stelle verschweigen, wer der Erfolgreichste war. Ein letzter Höhepunkt des Familienausfluges war die amerikanische Versteigerung einer kleinen Schachtel Konfekt. Ein Lob für Reiner Vermillion und Kurt Paepenmöller – die beiden Vorsitzenden – die wie eingefleischte Auktionäre mit heiserer aber doch lauter Stimme die Käufer mitrissen und die Chorkasse somit auffüllten. Alles in allem, wieder einmal ein netter Familienausflug.

17.09.1961: Chorkonzert in der Rudolf-Oetkerhalle.

Zitat aus der Chronik:

Von Anfang an waren wir uns darüber im klaren, dass wir uns mit diesem Konzert sehr viel vorgenommen hatten. Aber da sich alle Chormitglieder darüber einig waren, dass nur durch intensives Proben das Konzert gewährleistet war, haben wir es mit Bravour gemeistert. Alle unsere Darbietungen – die großen geistlichen Chorwerke, die Madrigale, die Brahms-Lieder, die schlichten Volkslieder und die großen Werke zeitgenössischer Komponisten – wurden mit großem Beifall vom Publikum aufgenommen. Daß wir ausgerechnet die 4 slowakischen Volkslieder von „Bela Bartok“ wiederholen mußten, hätten wir vor einiger Zeit wohl kaum für möglich gehalten. In dem Bielefelder Pianisten Wolfgang Kaiser hatten wir auch einen Begleiter, wie wir ihn uns besser nicht wünschen konnten. Sehr glücklich war auch die Wahl des Organisten, Herrn KMD Heinz Wunderlich aus Hamburg.

Wir sind stolz und froh darüber, dass wir mit unserem Konzert in der vollbesetzten Rudolf-Oetkerhalle einen so großen Erfolg hatten. Dieser Tag wird wohl allen Beteiligten noch lange im Gedächtnis bleiben.

Ende der Zitate.

10.12.1961: Kinder-Weihnachtsfeier

Der Nikolaus brachte auch in diesem Jahr der anwachsenden Leineweber Kinderschar eine große Tüte. Gab es auch einige Tränen, so versiegten diese jedoch restlos bei dem Puppenspiel „Die Schneekönigin“.

17.12.1961: „Musik zur Weihnacht“ in der Neustädter Marienkirche.

Ein Ausruhen auf den Lorbeeren des Konzertes in der Oetkerhalle gab es nicht. Es mussten noch zwei große Chorwerke – 9-stimmiger Doppelchor „Angelus ad Pastores ait“ von Hassler und 8-stimmiger Chor für Männerchor und gem. Chor „Halleluja! Freuet Euch ihr Christen alle“ von Hammerschmidt – neben zahlreichen anderen Weihnachtsliedern neu einstudiert werden. Mit einigen Sonderproben gelang es dann auch wieder einmal dem Chor, mit seiner Musik zur Weihnacht den Zuhörern viel Freude zu geben und ein festliches Gefühl zu vermitteln.

Rückschau auf das Jahr 1961:

In diesem Jahr waren es wieder zwei Chormitglieder, denen man das musikalische Geleit in die Ehe gab. Es war alles in allem ein recht erfolgreiches und schönes Jahr.


Jahreshauptversammlung 1962:

Vorstand 1962

1. Vorsitzender:            Reiner Vermillion

2. Vorsitzender:            Kurt Paepenmöller

Schriftführer:                Irmgard Schlüter

Kassiererin:                  Erika Abel

Das neue Jahr stellte den Chor vor die schwere Aufgabe, das hohe Leistungsniveau zu halten – wenn möglich noch zu verbessern -, das er in dem Konzert in der Oetkerhalle anlässlich des 15-jährigen Bestehens bewiesen hatte.

01.05.1962: „Mai-Singen“ auf der schönen Aussicht mit dem Männerchor von 1922.

Auf dieses Konzert konnte der Chor sich in Ruhe vorbereiten. Auch der Wechsel des Übungsraumes – vom Altstädter Gemeindehaus zur Gaststätte Freese – brachte neuen Schwung. So konnte der Chor seine Zuhörer mit einem netten, zum Teil neuen Programm erfreuen. Nachmittags folgte ein Spaziergang ins Graue. Es regnete.

Der Tag wurde beschlossen mit einer kurzen Probe, denn schon in Kürze stand das nächste Konzert an.

05.05.1962: Der gem. Chor „Die Leineweber“ als Gast des Hammer Gesangvereins „Concordia 1875“ im Kurhaus von Bad Hamm. Eine anfänglich spürbare Zurückhaltung der Zuhörer – vielleicht einem ungewohnten gem. Chor gegenüber – löste sich schon bald in Begeisterung auf.  Auch hier kamen die Lieder von Wilfried Garber – genau schon wie beim „Mai-Singen“ -, die „Binschgauer Wallfahrt“, „Krambambuli“ und „Die Schneider zu Regensburg“ sehr gut an. Es war ein schöner Erfolg. Nach dem Konzert saß man mit den Hammern noch ein Stündchen zusammen, ehe man sich mit den Autos auf den Heimweg machte.

27.05.1962: An diesem Tag sang der Chor zunächst auf einer Veranstaltung des „Bundes der Kinderreichen“ im Haus des Handwerks, bei der Minister Grundmann eine Ansprache hielt.

Anschließend erfreute der Chor einen großen Kreis sonntäglicher Spaziergänger und Freunde des Liedes im Oetkerpark mit seinen Liedern.

02.06.1962: Stiftungsfest des Chores im Übungsraum der Gaststätte Freese. Woran es lag, dass nicht alle Chormitglieder anwesend waren, ist nie geklärt worden. Aber die, die dabei waren, erlebten wieder einige sehr schöne Stunden. Ob die Herren beim Sahneschlagen zeigten, dass sie zur Hausarbeit erzogen waren, ob die Damen beim Nägeleinschlagen bewiesen, dass sie auch mit dem Hammer umzugehen wussten, ob die Herren – Flaschenkinder – ihre Trinkschnelligkeit unter Beweis stellten, Grund zum Lachen gab es genug. Natürlich wurde auch das Tanzbein geschwungen. Noch etwas muß erwähnt werden: An diesem Abend wurde zum ersten Male in der Geschichte des Chores ein Chorfilm gezeigt, der im Laufe der letzten zwei Jahre bei allen möglichen Gelegenheiten gedreht wurde.

Mit einigen Abschlussliedern beendete man den Tag und alle waren der Meinung, dass es wieder eine sehr schöne Geburtstagsfeier war.

Der Familienausflug 1962 fiel ins Wasser.

19.-23.07.1962: Deutsches Sängerbundfest in Essen, verbunden mit der 100-Jahr-Feier des Deutschen Sängerbundes.

Aus dem Deutschen Sängerkreis war der gem. Chor „Die Leineweber“ der einzige Bielefelder Chor, der in Essen ein Stundenkonzert gab. Da dieses Konzert bereits am Samstag morgen um 10.30 Uhr stattfand, musste man von Bielefeld schon sehr früh abfahren. Aber es klappte wieder einmal ausgezeichnet. Zu Beginn des Konzertes waren alle Leineweber vollzählig versammelt.

Zitate aus der Chronik:

Wir hatten das große Glück, in einem der schönsten Säle Essens, dem Kammermusiksaal des Städt. Saalbaues, singen zu dürfen. Obwohl zur gleichen Zeit im großen Saal der bekannte und beliebte Schubertbund Essen sang, war unser Konzert ausverkauft. Wir wussten, dass wir vor einem Publikum singen mussten, das wirklich etwas von Chormusik versteht. Es waren in der Mehrzahl männliche Chormitglieder, aber nach dem ersten Lied, dem „Exultate Deo“ von Scarlatti merkten wir, dass unser Chor begeistert aufgenommen wurde. Wir hatten ein Programm aufgestellt, welches wohl jedem Zuhörer gefallen musste. Nach dem jubelnden „Exultate Deo“ kam das ruhige „Super Flumina“ von Palaestrina, dann der „Liebeskrieg“ von Hassler, der immer wieder begeistert, den „Tanzchor“ von Lully, die beiden Stücke von Vecci: „Pastorella Graziosella“ und „so ben mi cha bon tempo“. Sogar das immer ein wenig gefürchtete „Freude heißt die starke Feder“ von Lau klappte diesmal ausgezeichnet. Den Abschluß des Konzertes bildeten die drei Gesänge aus „Catulli Carmina“, „Odi et Amo“, Viva mus, mea Lesbia“ und „Miser Catulle“ von Carl Orff.

Ende der Zitate.

Der Rest des Samstages sowie des Sonntages standen dem Chor dann zur freien Verfügung. Es war natürlich schwer, aus der Fülle der Konzerte diejenigen auszuwählen, für die man sich besonders interessierte, die aber auch zeitlich aufeinander abgestimmt werden mussten. Es konnte aber jeder auf seine Kosten kommen. Man sprach nicht umsonst von der singenden und klingenden Stadt Essen. Es gab keinen größeren Saal in Essen und Umgebung, in dem nicht zu jeder Stunde gesungen und musiziert wurde. Allen, die mit in Essen waren, werden diese Tage, die bis zum Rand mit Musik gefüllt waren, in schöner Erinnerung bleiben.

14.10.1962: Feierstunde vom „St. Hedwigs Werk“ in der Oetkerhalle. Der Chor wurde gebeten, die Veranstaltung in der Oetkerhalle musikalisch zu umrahmen. Durch die Proben für diese Feierstunde fielen einigen Proben für das Weihnachtskonzert aus, was dem Chor aber nicht im geringsten schadete. Auch dieser Tag wurde ein großer Erfolg.

09.12.1962: Kinderweihnachtsfeier. Daß die Chorkinder in diesem Jahr etwas zu kurz gekommen waren – Ausfall des Familienausfluges – brachte der Nikolaus jedem Kind außer der Tüte noch ein schönes Geschenk mit. Das brachte natürlich viel Freude. Auch das Puppenspiel „Der Nikolaus und die Spitzmaus“ gefiel allen gut.

29.12.1962: Musik zur Weihnacht in der St. Jodokus Kirche

Da es dem Chor nicht gelungen war, eine andere Kirche vor Weihnachten zu bekommen, nahm er das Angebot der St. Jodokus Kirche an. Wenn auch etwas skeptisch wegen des Termins, denn nach Weihnachten hatte der Chor bislang noch kein Weihnachtskonzert ausgerichtet. Es erwies sich aber als glückliche Lösung. Die Kirche war voll besetzt. Auch dieses Weihnachtskonzert war ein riesiger Erfolg, hatte man doch als neues Lied den 8 stimmigen Doppelchor „Ein Kindelein so löbelich“ von Praetorius einstudiert, was wahre Bewunderung und Begeisterung hervorrief.

Dieses Konzert war ein würdiger Abschluß des Jahres und alle Sängerinnen und Sänger waren mit sich sehr zufrieden.

Rückschau auf das Jahr 1962:

Zwei Leineweber-Kinder wurden geboren, bei einer Trauung wurde gesungen und einem erkrankten Mitglied wurde im Krankenhaus Freude gebracht. Ein neues Jahr mit viel Arbeit und neuen Plänen steht vor der Tür.


Jahreshauptversammlung am 12.01.1963

Vorstand 1963

1. Vorsitzender:            Reiner Vermillion

2. Vorsitzender:            Kurt Paepenmöller

Schriftführer:                Irmgard Schlüter

Kassiererin:                  Erika Abel

Im Februar wechselte der Chor wieder einmal seinen Übungsraum. Diesmal fand man in der Reformierten Kirche eine Bleibe.

01.05.1963: „Mai-Singen“ auf der schönen Aussicht. Wie in jedem Jahr sang der Chor auch in diesem wieder in altbewährter Weise den Mai ein. Das Wetter war regnerisch. Trotzdem fanden sich einige Chormitglieder, die nachmittags zum Stillen Frieden wanderten und abends den Tag bei fröhlichem Beisammensein im Café Bartling beschlossen.

26.05.1963: Tag des Liedes im Oetkerpark. Hier wurden die gleichen Lieder gesungen, wie schon beim „Mai-Singen“ am Anfang des Monates. Es waren aber viel mehr Zuhörer anwesend.

23.06.1963: Familienausflug zu Reilmann in Avenwedde. Es waren genügend Teilnehmer, aber nicht reichlich. Das Wetter war sehr schön, aber windig. Das waren die Voraussetzungen für einen Tag es Frohsinns bei Spiel und Sport. Im Mittelpunkt stand wieder einmal das Fußballspiel Verheiratete : Ledige, welches letztere mit 2:1 gewannen. Bestens betreut wurden die Spieler in der Pause von ihren Frauen mit sorgenvollen Minen, tröstenden Worten und Coca Cola. Auch im Schießen konnte man seine Fertigkeit beweisen. Die Kinder warfen z.B. nach Dosen und hatten auch ihren Spaß. Nachmittags wurde eine Polonaise veranstaltet, wobei sich der Klavierspieler beim Spielen an einem Finger schwer verletzte. Aber das Rote Kreuz mit Verband, Riechflasche und Weinbrand war sofort zur Stelle. Es brachte natürlich auch die so nötige Nagelschere mit. Alles in allem war es wieder ein sehr schöner Familienausflug.

13.07.1963: Das Stiftungsfest in der Gaststätte Werningshof in Heepen stand unter dem Motto „Je Ka Mi“ (Jeder kann mitmachen). Es war wieder einmal erstaunlich, wie viel unentdeckte Talente in dem Chor schlummerten. Ob Tanz, Gesang oder Sketche, alles wurde geboten. Es wurde wieder viel gelacht und der Tag ging feucht – fröhlich zu Ende.

13.10.1963: Konzert des Sängerkreises Ravensberg in der Oetkerhalle. Dafür hatte der Chorleiter zwei Lieder aus dem Zyklus „Bei Tag und Nacht“ von Pepping ausgewählt. Die Einstudierung für diese Lieder bereitete dem Chor doch einige Mühe, da er noch nie etwas von Pepping gesungen hatte. Daher gab es beim Konzert auch noch leichte Unsicherheiten. Trotzdem war es ein guter Erfolg.

Weitere Aufgaben machten es erforderlich, in dieser Zeit einige Sonderproben einzulegen, denn vom St. Hedwigs-Werk waren dem Chor die musikalischen Umrahmungen für drei Veranstaltungen übertragen worden. Es waren am

20.10.1963 Rudolf Oetkerhalle in Bielefeld

10.11.1963 Parkhaus in Bochum

17.11.1963 Siegerlandhalle in Siegen

Die Leineweber konnten für diese drei Konzerte zum Teil auf ihre bekannten Motetten zurückgreifen, wurden aber auch gebeten, einige ostdeutsche Heimatlieder zu singen. Man konnte spüren, dass allen Zuhörern viel Freude gemacht wurde. Die bedankten sich so spontan, dass die Mitglieder des Chores wegen der Sonderproben wieder ausgesöhnt waren.

07.12.1963: Wieder kam der Nikolaus zu der immer mehr wachsenden Kinderschar. Tränen mussten getrocknet werden, aber zum größten Teil sah man doch frohe Kindergesichter. Ob durch den Anblick des Nikolauses oder in Erwartung der Tüte und des Geschenkes; Wer weiß?

15.12.1963: Musik zur Weihnacht in der Reformierten Kirche.

In diesem Jahr fehlte einfach die Zeit, etwas neues einzustudieren. Trotzdem gelang es dem Chor, mit den altvertrauten Weisen den Zuhörern Weihnachtsfreude ins Herzen zu singen.

Rückschau auf das Jahr 1963:

Vier Hochzeiten gab es im Chor. Selbstverständlich wurde bei den Trauungen gesungen. Einem erkrankten Chormitglied wurde ein Ständchen gebracht.

Der Besuch der Chorstunden war zufriedenstellend. Durchschnittlich kamen 44 Sängerinnen und Sänger zu den Proben. 58 aktive Mitglieder hatte der Chor in diesem Jahr.

Jahreshauptversammlung 1964:

Vorstand 1964

1. Vorsitzender:            Reiner Vermillion

2. Vorsitzender:            Kurt Paepenmöller

Schriftführer:                Irmgard Schlüter

Kassiererin:                  Erika Abel

11. + 12.04.1964: Wetter/Ruhr

Der „Männergesangverein Wetter von 1864“ veranstaltete anläßlich seines 100-jährigen Bestehens eine Jubiläumswoche mit verschiedenen Konzerten und hatte den gem. Chor „Die Leineweber“ eingeladen, in einer musikalischen Feierstunde in der Lutherkirche zu singen. Die Einladung erfolgte aufgrund des Konzertes beim deutschen Sängerfest in Essen. Dort hatten einige Mitglieder des Chores aus Wetter die Leineweber gehört.

Treffpunkt für alle Pkw’s (diesmal fuhr man nicht mit dem Bus, da einige Leineweber abends wieder zurück mussten) war der Ortseingang von Wetter, so dass man fast reklamemäßig durch Wetter fuhr.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des MGV-Wetter wurden die Leineweber zum Rathaus gelotst. Dort wurden sie mit einem musikalischen Gruß durch den MGV empfangen. Einige nette Worte gab es durch den Bürgermeister, der den Leinewebern zum Andenken an den Besuch der Stadt Wetter einen Silberteller mit Stadtwappen überreichte. Alle waren sehr überrascht von diesem herzlichen Empfang.

Abends fand das Konzert in der Lutherkirche statt. Leider mussten die Leineweber vor dem Altar singen, was für die Sängerinnen und Sänger eine etwas unglückliche Lösung war, da man sehr gedrängt stand. Außerdem sang von der Empore der MGV-Wetter. Trotzdem gelang es den Leinewebern, die Zuhörer zu begeistern.

Nach dem Konzert trafen sich beide Chöre zu einem geselligen Beisammensein auf kleinstem Raum. Das Vereinslokal war total überfüllt. Es wurde eine feucht-fröhliche Nacht.

Am Sonntag morgen wurde zusammen mit dem Männerchor ein gemeinsamer Spaziergang gemacht, bei dem vor dem Krankenhaus und dem Altersheim gesungen wurde. Sehr zur Freude der Insassen. Nach dem Mittagessen verabschiedeten sich die Leineweber von ihren Gastgebern mit einem herzlichen Dankeschön für die so überaus freundliche Aufnahme.

18.04.1964: Konzert in der St. Jodokus Kirche

Da das Programm in Wetter ausschließlich geistliche Chormusik enthielt, benutzte der Chor die Gelegenheit, dieses Programm auch den Bielefelder Freunden zu Gehör zu bringen.

Dieses Konzert wurde auch von einem Tonstudio aufgenommen und die erste Schallplatte wurde gepresst.

01.05.1964: Der Himmel weinte die bittersten Tränen, weil der Leineweber-Chor erstmals nach 12-jähriger Tradition kein „Mai-Singen“ veranstaltete. Einige unentwegte Sängerinnen und Sänger fanden sich aber nachmittags zum Spaziergang rund um den Flugplatz Oerlinghausen zusammen. Diejenigen, die von außen gut angefeuchtet waren, trafen sich abends im Haintaich, um einer Erkältung mit „inneren Hilfsmitteln“ vorzubeugen. Es soll ihnen gelungen sein.

31.05.1964: Tag des Liedes.

Wenigstens an diesem Tag konnte der Chor im Bürgerpark einige der eingeübten Mai-Lieder singen, die eigentlich schon am 01.05. zu Gehör gebracht werden sollten.

06.06.1964: Stiftungsfest im Milser Krug

Wie immer leitete der feierliche Teil das Stiftungsfest ein. Die 10-jährigen wurden geehrt und man dankte ihnen für ihre Treue zum Chor.

Dann aber sorgte eine bewährte Kapelle für Stimmung im Saal. Unter dem Motto Je-ka-mi (Jeder kann mitmachen) und Je-mu-mi (Jeder muss mitmachen) wurde wieder reichlich Unsinn verzapft. Eine schnell zusammengewürfelte Jury machte sich das Leben schwer, um Punkte für Darbietungen wie „Max und Moritz“, „Stubenmädchen“, Pantomime oder Sologesang zu verteilen. Jeder gab natürlich sein Bestes.

Zwischen den einzelnen Darbietungen wurde natürlich das Tanzbein geschwungen. Fehlen durften natürlich die Knobel-Spiele nicht, die nun auch schon Leineweber-Tradition waren.

Alles in allem ein echter „Leineweber-Geburtstag“, der bis weit nach Mitternacht ausgedeht wurde. Ein Beweis, dass es ein gutes Fest war.

21.06.1964: Der Familienausflug vereinte die gesamte Leineweber-Familie wieder in der Gaststätte Reilmann in Avenwedde. Bei strahlendem Sonnenschein verging der Tag wie üblich mit Sport und Spiel. Alle kamen auf ihre Kosten – die großen und die kleinen Leineweber.

Auf die Vorfreude der „Berlin-Fahrt“ fiel leider ein dunkler Schatten, als das Chormitglied Lothar Bendix am 12.08.1964 nach schwerer Krankheit starb. Der gesamte Chor gab ihm auf dem Friedhof in Herford das letzte Geleit.

04.-08.09.1964: Fahrt nach Berlin anlässlich einer Einladung des Berliner Senates im Rahmen des Kulturaustausches.

Die Berlin-Fahrt, schon Anfang des Jahres festgelegt, rückte so schnell nahe, dass man bedingt durch die Ferien in der letzten Woche eine Sonderprobe einlegen musste. Schließlich waren in zwei verschiedenen Programmen Konzerte zu geben.

Um 5.00 Uhr früh am Kesselbrink war Treffpunkt. Dort wartete ein Bus der Firma Oester Barkey. Das Wetter versprach gut zu werden. Die Laune war schon sehr gut. Bis zur Grenze in Helmstedt waren allerhand Formalitäten zu erledigen. Das Geld für Verpflegung und Bettwäsche wurde einkassiert und in die Listen für den ostzonalen Zoll das mitgeführte Bargeld sowie Wertsachen eingetragen. Nach der Grenze war mittlerweile auch der müdeste wach und es wurde kräftig gesungen. Auch als der Bus von der Richtung abkam und den Chor gen Leipzig anstatt nach Berlin fuhr, ließ man sich nicht aus der Ruhe bringen. Es ging soweit alles bestens und gegen 11.30 Uhr traf der Bus im Jugendheim des Bezirksamtes Tempelhof in Schwanenwerder ein. Das Heim lag in einem großen Park direkt am Wannsee, so dass sich einige schon auf das Schwimmen freuten. Zunächst aber wurden die Teilnehmer vom Leiter des Bezirksamtes begrüßt, der die Unterbringung ermöglicht hatte. Danach fuhr man zum Informationsgespräch ins Bundeshaus, wo das Hauptthema natürlich die Mauer und ihre Folgen war. Sehr interessant.

Im Hinblick auf das erste Konzert am nächsten Tag wurde dann nach dem etwas verspäteten Abendessen auf ein kühles Bad im Wannsee verzichtet.

05.09.1964: Es war morgens schon sonnig und warm. Die ersten Mutigen schwammen schon vor dem Frühstück. Lauthals weckten die Schwimmer aus dem Wasser heraus den Rest des Chores mit dem Lied „Pack die Badehose ein“. Nach dem Frühstück wurde eine große Chorprobe angesetzt. Nach dem Mittagessen tummelten sich dann alle Teilnehmer im Wasser oder auf der Liegewiese. „Wie ein großes Volksfest“, hörte man Stimmen anderer Besucher. Der ab und zu fehlende Sonnenschein wurde durch gute Laune ersetzt.

Das Konzert am Abend in der Volksmusikschule Berlin –Steglitz war leider sehr wenig besucht, wie der Leiter des abends schon vorher angekündigt hatte. Die Berliner waren im Olympia-Stadion beim Polizei-Sportfest, saßen am Fernsehschirm oder genossen den schönen Spätsommerabend. Aber diejenigen, die das Konzert besuchten, wurden nicht enttäuscht. Der Beifall kam spontan und herzlich. Somit war die Verbindung zwischen Chor und Publikum schnell hergestellt. Frohe Stunden nach dem Konzert der „Elefanten“ zeigten, wie sehr die Berliner auch Freunden aufgeschlossen sind. Sie winkten dem Chor noch lange nach, als der Bus in das Quartier heimfuhr.

06.09.1964: Nach einem erfrischenden Bad und dem Frühstück wurde der Chor vom Informationsdienst der Stadt Berlin auf einer Stadtrundfahrt begleitet, die natürlich an der Mauer vorbeiführte. Es war erschütternd.

Nachmittags gab der Chor dann sein zweites Konzert in der Freilichtbühne Marienhöhe in Tempelhof. Nach vorsichtigen Schätzungen sollten etwa 600 Berliner Gäste anwesend gewesen sein. Auch hier war der Beifall herzlich. Es ließ sich natürlich auch sehr gut singen im großen Rund der Freilichtbühne mit seiner Naturkulisse.

Abends wurde dann der Kurfürstendamm in Augenschein genommen. Nun  ja, man wollte schließlich Berlin auch von der Seite kennenlernen.

Gesungen wurden im ersten Konzert folgende Lieder:

„Vorspruch“ von Diestler, „O Musica“ von Peuerl, „Holla, gut G’sell“ von Schein, „Tanzen und Springen“ von Hassler, „Wohlauf, ihr lieben Gäste“ von Sartorius, „Tanzchor“ von Lully, „Pastorella grazio sella“ von Vecci, „Liebeskrieg“ von Hassler, „Froher Tag – Morgenlied – Liebeslied – Blumenlied und Kinderlied“ von Wittmer, „Hochzeitslied – Heuernte – Essen und Trinken und das Tanzlied“ von Bartok und zum Schluß die drei deutschen Volkslieder „Die Birschgauer Wallfahrt – Krambambuli und Die Schneider zu Regensburg“ nach dem Satz von Wilfried Garbers.

Im zweiten Konzert auf der Waldbühne war folgendes zu hören:

„Vorspruch“ von Distler, „O Musica“ von Peuerl, „Kanonische Tänze“ von Jochum, „Wenn wir hinausziehn“ von Donati, „Sommer kam ins Land&ldqu